E. coli

E. coli = Escherichia coli: Sektor G- (gramnegative Stäbchen), rosafarbene, große Bakterienkolonien, Kennzeichnung mit der Nummer 9; Streptococcus uberis: Sektor Strep (Streptokokken), blaue, kleine Kolonien, Kennzeichnung mit der Nummer 10; Staphylococcus chromogenes: Sektor Stap (Staphylokokken), mittelgroße weiße Kolonien, Nummer 11.

Eine Mastitis, die von der Bakterie Escherichia coli hervorgerufen wird, verläuft in der Regel als akute, manchmal sogar perakute (sehr heftig verlaufende) Erkrankung mit einer Beeinträchtigung des gesamten Gesundheitszustands. Die Milchdrüse ist vergrößert, hart, warm und stark schmerzhaft. Die Lymphknoten über dem Euter sind stark vergrößert und bei Berührung schmerzhaft. Die Milchkuh hat Fieber, eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz, will nicht fressen und wiederkäuen. Es kann zu einem toxämischen Syndrom kommen, das zum Niederlegen, zu einem Schockzustand und letztendlich zum Tod führt. 

Escherichia coli ist eine Bakterie, die sich in einer günstigen Umgebung (zweifellos auch in der Milchdrüse), sehr aktiv vermehrt (die Bakterien teilen sich häufiger als alle 20 Minuten). Der Krankheitsprozess in der Milchdrüse entwickelt sich sehr schnell. Schon 4 Stunden nach der Infektion ist die entzündliche Reaktion voll entwickeltnach weiteren 2 Stunden treten Fieber und allgemeine Symptome eines verschlechterten Gesundheitszustands auf. 

Escherichia coli ist in großen Mengen im Verdauungstrakt von Vieh, anderen Tieren und des Menschen zu finden. Bis jetzt wurden keine Stämme gefunden, die eine größere Affinität zur Milchdrüse aufweisen würden, deshalb ist von praktisch jedem Stamm dieser Bakterie die Fähigkeit zu erwarten, in den Euter vorzudringen  und dort eine Colimastitis zu verursachen. Der Mastitis kann eine Durchfallerkrankung vorausgehen, z. B. bei zu schnellen Futteränderungen, verschlechterten zoohygienischen Bedingungen, metabolischen Beschwerden usw. Eine Mastitis durch E. coli bedroht insbesondere Hochleistungskühe und Milchkühe mit einer eingeschränkten Fähigkeit, den Strichkanal zu verschließen – dank kurzen Ausläufern, die aus seiner Zelloberfläche herausragen (sog. Fimbrien) kann E. coli sehr gut an Geweben anhaften, einen Biofilm schaffen und sich aufsteigend in den Euter verbreiten.. Zum Vergleich – beim Menschen kommt es auf diese Weise häufig zu Infektionen der Harnblase. 

Zu Euterinfektionen mit E. coli kommt es am häufigsten innerhalb von drei Wochen nach dem Kalben, da die Schließmuskeln des Strichkanals noch unvollkommen arbeiten und das Verschließen bis zu 30 Minuten dauert, im Vergleich zu 10 Minuten in den späteren Phasen der Laktation.

Escherichia coli hat eine ganze Reihe von Subtypen, die sich durch den Aggresivitätsgrad unterscheiden (Produktion von Toxinen, Vordringen in den Euter). Falls die Bakterie beim nächsten Melken weggeschwemmt wird, kann sie keinen Biofilm erzeugen und bleibt nicht in der Milchdrüse. Es kommt infolge der Toxinproduktion nur zu einer kurzzeitigen Zunahme der somatischen Zellen (einige Tage lang) und zu einer Schwankung in der Leitfähigkeit der Milch.

Falls es zur Schaffung eines Biofilms und zur Vermehrung im Euter kommt, werden Toxine produziert, es kommt zu einer Schädigung des Epithels (des Deckgewebes) und zur Mastitis = einer entzündlichen Reaktion. Auch bei erfolgreicher Behandlung dauert es Wochen, bis der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt ist.

Auf dem ClearMilk Test wächst Escherichia coli in großen, rosafarbigen Kolonien. Sie wachsen innerhalb von 24 Stunden sehr gut an und es ist notwendig, so schnell wie möglich die Empfindlichkeit gegen Antibiotika festzustellen – und zwar zur Kontrolle der bereits eingeleiteten Behandlung, da E. coli zu den Bakterien mit häufigen Antibiotikaresistenzen gehört. 

Auf dem Foto (oben) der Milchuntersuchung einer Milchkuh mit Mastitis sehen wir, dass die Bakterien Escherichia coli und z. B. Streptococcus uberis in einem Sektor der Petrischale eindeutig nach ihrer Farbe und Wachstumsform zu unterscheiden sind. So können wir innerhalb 24 Stunden direkt auf der Farm erste Informationen über die Ursache der Mastitis erlangen.